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Plärrer, Juni 2005
Alte Bekannte revisited.
Es
kann so leicht in die Hose gehen, das Treffen mit Freunden von damals.
Aber
es geht natürlich auch anders, und hier kommt der Bogen zur Musik: Denn
manchmal verliert man auch Bands irgendwie aus den Augen - und die Entfremdung
kann beginnen. So kann es durchaus vorkommen, dass der einstige Pop-Sympathie-
träger nach einer verpatzten Norwegen-Reise plötzlich skandinavischen Grunz-Metal
macht.
Umso
größer dann die Freude, wenn eine Band nach langer »irgendwie-nicht-mehr-da«-Zeit
plötzlich noch besser ist als vor her. So geschehen bei The Plane is on Fire.
Deren 7inch-EP wurde im cityhype bereits gefeiert, und ihr Song »I love
you today« sollte auf keinem gut sortierten Autofahrer-Mixtape fehlen.
Gerüchte von Plastik-Umhängekeyboards machten die Runde, man musste also mit
dem Schlimmsten rechnen. Neulich treffe ich Sänger Bastian und Drummer Matze
auf einer Party. »Ach, Du hier, na sowas, prost«. Und sie erzählen von ihrer
neuen Platte. »Die will ich haben«, sage ich, und hoffe, dass ich nicht
enttäuscht werde. Aber die Zeichen stehen gut, immerhin sind die Frisuren okay
und keiner der beiden trägt zu große Anzüge. (Notiz an mich selbst: Wow, bin
ich oberflächlich geworden, Musik nach Konfektionsgrößen und Haarschnitten
beurteilen zu wollen).
Die
Platte liegt jetzt vor mir: Wieder eine 7“, wieder nur wenige Songs.
Rottransparentes Vinyl, schick. Nach einem Livekonzert mit Synthesizer und robotnisch
zuckigen Bewegungen des Bassisten konnte man es bereits erahnen, auf Platte
wird es nun definitiv: The Plane is on Fire haben die Disko entdeckt!
Ihre neue Platte ist dem hippen Disco-Beat erlegen: Ich ziehe fast schon
reflexartige Spontanvergleiche zu Talking Heads, Wire, und
natürlich den ebenfalls hippen The Robocop Kraus, mit deren Mitgliedern
Bassist Steven Wood ja vor gefühlten 120 Jahren mal bei Cyan gespielt
hat. Überhaupt: Der Bass! Großartig! Aber diese Platte kann mehr als nur
zeitgemäß tanzbar zu sein: Immer wieder schwingt die Underground-Affinität der
Band mit - Ecken und Kanten kommen bei The Plane is on Fire nicht zu
kurz, wäre ja auch zu schade. lndependent-Tanzschuh-Pop, wunderbar. Dabei hat
die Band bei ihren Arrangements die Opulenz als Stilmittel entdeckt -
gedoppelte Vocals, wupperige Keyboards und ein gesundes Selbstbewusstsein
gehören zum guten - pardon - sehr guten Ton dieser Single. Weiterhin schön:
Diese Platte erscheint auf dem netten Label Strange Fruit, also richtig
mit Vertrieb und so, da werden The Plane is on Fire viele neue Freunde
finden
[…]
Viele Grüße, Till von E.
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